Bauen in Krisenzeiten? Warum das geht und wie man glücklich bauen kann!

Insbesondere aufgrund der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine sind die Materialpreise für Baustoffe in der letzten Zeit extrem stark angestiegen. Dies führt dazu, dass sich der Baupreis für das Eigenheim ebenfalls erhöht. Erschwerend hinzu treten noch die steigenden Bauzinsen.

 Eben solche in Höhe von 3% sind bereits jetzt verbreitet und ein Anstieg auf 4% wird für möglich gehalten. Fraglos kann dies zu Problemen führen und zwar sowohl für die Unternehmer, als auch für die privaten Bauherr:innen. Bereits jetzt ist ein leichter Rückgang der Baugenehmigungen für Neubauten zu verzeichnen. Je nach Entwicklung kann sich dies allerdings rasch verstärken.

Wegen dieser Umstände liest man nun häufig, dass es für private Bauherrn bald nicht mehr möglich sein wird ein Eigenheim zu finanzieren und man in der aktuellen Lage am besten gar nicht bauen sollte. Dies ist aber ein Trugschluss. Es ist nämlich nicht immer alles nur schwarz oder weiß. 

Durch die momentane Situation ergeben sich auch viele neue Chancen und Möglichkeiten.

Sinkt die Nachfrage fallen die Preise.

Dies ist natürlich nur insoweit möglich, wie es sich für den Unternehmer noch lohnt Aufträge anzunehmen. Jedoch werden die Baufirmen u.a. mit niedrigeren Preisen versuchen neue Aufträge zu akquirieren, indem sie den Gewinn reduzieren. Denn weniger Gewinn ist besser als gar keiner. Dies gibt den Bauherr:innen eine bessere Position und die Möglichkeit den Preis zu verhandeln. Das zahlt sich meist aus. Empfehlenswert ist es auch immer mehrere Angebote einzuholen und die Unternehmer voneinander wissen zu lassen.

Mehr Zeit für die Bauherr:innen

Wenn es weniger Aufträge gibt, weil weniger Leute bauen wollen, können sich die Unternehmen auch mehr Zeit für die einzelnen Bauherr:innen nehmen. Dieser hat dann mehr Zeit zur Vorbereitung sowie Planung und erhält eine umfangreichere Beratung.

Zudem wird es einen Kampf um die raren Aufträge geben, d.h. die Bauherr:innen stehen mehr im Mittelpunkt und es gilt vielleicht wieder das mittlerweile in Vergessenheit geratene Motto: „Der Kunde ist König“.

Mit KfW-Förderungen Baukosten und Energie sparen

Mittels KfW-Förderungen ist es möglich Zuschüsse vom Staat für energiesparende Neubauten zu bekommen. Hierdurch kann man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Zum einen wird das Eigenheim günstiger und durch den Einbau entsprechender Anlagen viel energiesparsamer. Dies ist gerade bei den steigenden Energiekosten von großer Bedeutung. Das so eingesparte Geld steht dann beispielsweise wiederum als Plus für die Abzahlung des Kredits zur Verfügung. Zu beachten sind hierbei allerdings jüngste Probleme. So war vor Kurzem der auf eine Milliarde Euro gedeckelte Topf innerhalb weniger Stunden ausgeschöpft. Jedoch waren hier die Kriterien auch vergleichsweise gering, die Förderung also besonders einfach zu erhalten. Die weitere Entwicklung hängt von der Bundesregierung ab und bleibt abzuwarten.

Sanieren statt Kaufen

Insbesondere für die Sanierung von Altbauten gibt es Förderungen. Als Alternative zum Neubau ist nämlich auch der Kauf und die anschließende Sanierung eines älteren Hauses in Betracht zu ziehen. Die energetische Sanierung ist angesagter denn je. Bis zu 40.000€ sparen kann man hierbei entweder durch Steuerermäßigungen oder sogar bis zu 48.000€ durch KfW-Förderungen. Sollten aufgrund der steigenden Zinsen die Hauspreise steigen, wäre diese Option noch attraktiver.

Alternative Baumaterialien

Die Preissteigerungen bei den Baumaterialien sind unterschiedlich hoch ausgefallen. Möglich ist es alternative Materialien zu verwenden, welche einen nicht so starken Anstieg hatten. Hierdurch können Kosten reduziert werden. Zwingend erforderlich ist dann aber eine Beratung und Überprüfung durch einen Sachverständigen um eine gleichbleibende Qualität sicherzustellen.

Richtige Beratung

Das wichtigste kommt zum Schluss. Essenziell für das Gelingen Ihres Bauvorhabens ist immer eine richtige Beratung und zwar sowohl in rechtlicher als auch in technischer Hinsicht.

Zur rechtlichen Beratung gehört in jedem Fall eine Vertragsprüfung. Gerade sogenannte Preisgleitklauseln in den Verträgen bergen für Bauherr:innen große Risiken. Diese ermöglichen es dem Unternehmer die Preissteigerungen des Baumaterials in ihrer vollen Höhe auf den Bauherrn abzuwälzen. Sodann ist es für die Bauherr:innen nicht ersichtlich ob und in welcher Höhe Preissteigerungen auf sie zu kommen. Mit einem Festpreis bis zum Ende der Bauzeit sind die Bauherr:innen hier deutlich besser bedient und das Risiko von Preissteigerungen für Baumaterial bleibt beim Unternehmer. Und ja, solche Verträge gibt es auf dem Markt. Gerade in letzter Zeit liegen mir vermehrt Verbraucherbauverträge zur Prüfung vor, die wirklich sehr verbraucherfreundlich sind. 

Problematisch sind auch Corona-Klauseln, durch welche die Fristen zur Fertigstellung durch den Unternehmer teilweise beliebig verschoben werden können. Durch die Verzögerung der Fertigstellungsfrist können zusätzliche Kosten wie Bereitstellungszinsen von der Bank oder zusätzliche Mietkosten für eine andere Unterkunft entstehen.

Und natürlich auch bei Mängeln, Nichtleistungen, Verzögerungen oder sonstigen Problemen ist eine rechtliche Beratung der Bauherr:innen unerlässlich, um seine Rechte durchzusetzen. Für Laien ist dies in der Regel kaum möglich.

Mit Blick auf die bauausführende Beratung sind hier Sachverständige oder Berater:innen des Bauherren-Schutzbundes e.V. (BSB) zu empfehlen. Nur durch eine Überprüfung der Bau- und Leistungsbeschreibung kann garantiert werden, dass die Entwürfe so auch funktionieren, wie sie geplant sind.

Im Ergebnis bleibt festzuhalten: Auch in Krisenzeiten ist es möglich glücklich und sorgenfrei zu bauen, wenn man ein paar Kniffe kennt und etwas Cleverness an den Tag legt. 

Wichtig ist dabei immer ein richtiges Risikomanagement  und mögliche Probleme zu kennen und im Blick zu behalten. Gleichwohl darf man seine finanziellen Möglichkeiten natürlich auch nicht überschätzen. Eine saubere Planung und Kalkulation ist hier der Schlüssel.

Glücklich bauen ist auch oder gerade in Krisenzeiten möglich. 

Die Baufamilien, die sich gut auf das Vorhaben vorbereiten, die Spielregeln am Bau kennen und geprüfte und dadurch sichere Bauverträge unterschreiben sind klar im Vorteil.

Wer auch diesen sicheren Weg gehen will, ist beim Bauherrenführerschein recht herzlich eingeladen.